10 Jahre Fachkraft im Fahrbetrieb
Ausbildung feiert Jubiläum
Lars Hampel ist ein Pionier. Vor zehn Jahren, im Sommer 2011, gehörte der moBiel-Mitarbeiter zu den Ersten, die in Bielefeld ihre Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb abschlossen.
Damals kam er sich oft wie ein Exot vor, weil kaum jemand seinen erst seit 2002 existierenden Ausbildungsberuf kannte. In Bielefeld gibt es die Ausbildung sogar erst seit 2008.
Heute arbeiten allein bei moBiel 60 FiFs, wie sie oft liebevoll genannt werden. 28 weitere Männer und Frauen durchlaufen in Bielefelds Nahverkehrsunternehmen zurzeit die Ausbildung für diesen Beruf. Berufsziel: ÖPNV-Allrounder.
Nach der Schule wollte Hampel eigentlich studieren, wusste aber nicht genau, was. Deshalb begann er für eine erste Orientierung die FiF-Ausbildung, bei der die Auszubildenden rund ein Dutzend Bereiche bei moBiel, aber auch der Mutter Stadtwerke Bielefeld kennenlernen. Von Marketing und Vertrieb über Verkehrsleitstelle, Verkehrsplanung und Werkstatt bis hin zum Fahren von Bus und StadtBahn.
Hampel: „Das war goldrichtig für mich. Nach der dreijährigen Ausbildung wusste ich genau, dass ich weder einen Schreibtischjob noch einen rein technischen Arbeitsplatz wollte.“ Der 31-Jährige grinst: „Und ich wusste, dass eine StadtBahn zu fahren richtig Bock macht. Wo kann man das sonst schon?“ Und er habe während seiner Ausbildung bei moBiel nicht nur den StadtBahn- und den Busführerschein, sondern auch den Führerschein Klasse B machen können.
Tonnenschwere StadtBahnen sind ihr Ding
Tonnenschwere StadtBahnen und 18 Meter lange Busse durch den Großstadtverkehr lenken – das ist auch genau das Ding von Christine Möller. Sie hat nach einer ersten beruflichen Station als Kosmetikerin ab 2009 „FiF“ gelernt.
Während viele ihrer Kolleginnen und Kollegen nach einer Zeit im Fahrdienst – der obligatorischen ersten Station nach der Ausbildung – auf andere Arbeitsplätze bei moBiel oder auch anderen Verkehrsunternehmen wechseln, ist die 34-Jährige Möller dem Fahren treu geblieben:
„Im Führerstand kann ich selbstständig arbeiten, kann und muss Verantwortung für die Fahrgäste unternehmen“. Und im Bus habe sie viel Kontakt zu Menschen. Ganz wichtig seien auch die Arbeitszeiten: „Ich bin Mutter. Da ist es super, dass ich durch den Wunschdienstplan überwiegend von ganz früh bis gegen Mittag arbeiten kann. So bekomme ich trotz Vollzeitstelle Beruf und Familie gut unter einen Hut.“
Weil sie in der dreijährigen Ausbildung auch technisch ausgebildet worden sei, habe sie außerdem keine Angst vor Störungen an den Fahrzeugen. Kleinere Defekte könne sie selbst beheben. Einziger Wermutstropfen: „Im Moment fahre ich sehr viel Bus. Mehr StadtBahn wäre schön.“
Wie Christine Möller sind viele der Auszubildenden zur Fachkraft im Fahrbetrieb schon ein wenig älter, haben vorher etwas Anderes gemacht. Das trifft auch auf Aiyngaran Thirupathy zu, der bei Ausbildungsstart im Jahr 2009 schon über 20 war.
Für Gunnar Straßburger, Bereichsleiter Betrieb bei moBiel, kein Nachteil: „Die FiF-Ausbildung kann man schon ab 17 Jahren starten, sofern man mindestens einen guten Hauptabschluss nach Klasse 10 hat. Aber die etwas älteren Bewerber haben oft bereits gelernt, Verantwortung zu übernehmen, haben mehr Lebenserfahrung.“ Das sei sehr hilfreich, wenn man einen Bus voller Fahrgäste durch die Stadt fahre.
Einsatz von Werkstatt bis Vertrieb
Thirupathy, der heute in der Verkehrsleitstelle arbeitet, sieht das genauso: „Ein gewisses Standing hilft sehr. Wir haben es ja mit den unterschiedlichsten Menschen und Situationen zu tun.“ Gut habe ihm die Vielfalt der Ausbildungsinhalte und beruflichen Möglichkeiten im Anschluss gefallen.
Straßburger bestätigt das: „Von den 60 Fachkräften, die seit 2011 ihre Ausbildung abgeschlossen haben und heute noch bei uns sind, arbeitet nur etwas mehr als Hälfte – 37 Personen – im Fahrdienst. Weitere 14 haben sich zu Verkehrsmeistern weitergebildet.“ Auch in der Dienstplanung, der Werkstatt, in der Kundenberatung, in kaufmännischen Abteilungen und sogar in der Bereichsleitung beschäftige moBiel heute mit gutem Erfolg FiFs. Straßburger: „Das ist eine echte Allrounder-Ausbildung.“
Auch für Lars Hampel war irgendwann Schluss mit Fahren. Aber studieren wollte er auch nicht mehr.
Stattdessen entschied er sich für eine Weiterbildung zum Verkehrsmeister und Stellwerker. Heute arbeitet er wie Aiyngaran Thirupathy in der Verkehrsleitstelle auf dem moBiel-Betriebshof in Sieker.
Dort überwachen und steuern sie im Schichtdienst zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen rund um die Uhr den Bus- und StadtBahn-Betrieb, achten darauf, dass in den Tunnelhaltestellen alles funktioniert, kümmern sich um die Kundeninformation und vieles mehr.
„Die Zeit im Fahrdienst“, sagt Thirupathy, „ist für unseren heutigen Job ganz wichtig. Wir wissen genau, wie es draußen auf der Straße läuft.“ Vor allem bei größeren Störungen, wo es auf jede Minute ankomme, sei es ein riesiger Vorteil, die Abläufe auf der Strecke, aber auch in den Werkstätten gut zu kennen.
Multitalente willkommen
Zehn Jahre, nachdem die ersten Fachkräfte im Fahrdienst bei moBiel ihre Ausbildung abgeschlossen haben, sind dieser Beruf und seine vielfältigen Möglichkeiten nicht mehr ganz so unbekannt. Für den Ausbildungsstart im September jedenfalls sind alle zehn Plätze vergeben. Ab diesem Monat beginnt schon die Bewerbungsphase für 2022 – Multitalente willkommen.
Hintergrund: Fakten zur Ausbildung
1. Was die Bewerberinnen und Bewerber mitbringen müssen
- Mindestens Hauptschulabschluss (10. Klasse), gerne auch Fachhochschulreife oder Abitur
- Mindestalter 17 Jahre bei Ausbildungsbeginn (zum Erwerb der Fahrerlaubnisklasse B)
- gute Kenntnisse in Mathematik, Deutsch und Englisch
- technisches Geschick und Verständnis
- Freude am Umgang mit Menschen
- farbtüchtiges und räumliches Sehvermögen (wichtig, um Bus oder Bahn zu fahren)
2. Ausbildungsdauer
3 Jahre (Verkürzung bei guten Leistungen auf 2,5 Jahre möglich)
3. Ausbildungsstart
immer der 1. September